Freitag, 22. Juli 2011

22. Juli 1979 - Little Richard´s Predigt

Heute vor 32 Jahren, am 22. Juli 1979, verkündete Reverend Richard Pennman, dass Rock´n´Roll böse sei und dass, wenn Gott ihn aus seiner Homosexualität retten konnte, ER jeden retten könne.
Dabei hieß Rev. Richard Pennman erst wenige Jahre zuvor noch Little Richard und war einer der schrillsten, lautesten und bekanntesten Figuren der Rockmusik, der nicht nur den Funk mit in seine Songs brachte, sondern auch entscheidend zur Entwicklung von Soul beitrug und der „Architekt des Rock´n´Roll“ genannt wurde. Berühmt waren seine Lieder vor allem, weil sie auf einzigartige Weise „herausgeschrien“ wurden und wegen der vielseitigen Rhythmen und Stilkombinationen. Seine bekanntesten Hits waren „Tutti Frutti“, „Good Golly Miss Molly“ und „Lucille“. Auf dem Höhepunkt seines Ruhms feierte er wilde Parties und Orgien, bei denen er angeblich gerne anderen Männern dabei zusah, wie sie mit seiner Freundin Sex hatten.
1979 war übrigens nicht Reverend Little Richard´s erster Versuch, sich von der Teufelsmusik loszusagen. Bereits 1957 kündigte er an, dem Rock´n´Roll dem Rücken zu kehren, nachdem er die Sputnik 1, das erste vom Menschen gebaute Objekt, das die Erde umkreiste, für ein göttliches Zeichen hielt. Als dann noch nach einer Flugänderung das Flugzeug, das er eigentlich hätte nehmen sollte, abstürzte, fühlte er sich umso mehr in seiner Entscheidung bestärkt und trat einem Bibel-College bei um Prediger zu werden. Er sang von nun an nur noch Gospel-Musik, warf seinen 8.000$-teuren Ring ins Wasser und verschenkte seine Cadillacs an seine Mutter.
Doch seine Gospel-Lieder verkauften sich kaum und der christliche Lebensstil sagte ihm dann doch nicht so zu… Bibelleseorgien sind eben nicht das gleiche! Anfangs versuchte er noch, Rock´n´Roll mit dem Christentum und Gospel zu vereinen, aber die Rockmusik verkaufte sich viel besser und war auch auf seinen Konzerten weitaus erfolgreicher und gefragter, und so war Little Richard bald wieder im sündigen Geschäft tätig.
Als er 1977 beinahe von seinem Freund im Streit erschossen wurde, bereute er seinen Lebensstil erneut und wandte sich abermals nur dem Bibelverkauf und der Adventistenkirche zu, nahm zwei Jahre später wieder ein Gospelalbum auf und erzählte jedem, der es hören wollte, dass Rock´n´Roll und Gott doch nicht kompatibel wären.
Aber, welch Überraschung, der kommerzielle Erfolg blieb wieder aus und die Geschichte wiederholte sich. In den 80ern revidierte er seine Meinung, meinte, der Rock´n´Roll könne im Guten und im Bösen angewendet werden und er bliebe trotzdem ein überzeugter Christ. Er nahm Soundtracks für die Film „Twins“, „King Ralph“ und „Casper“ auf und spielte für President Clinton.
Nebenbei verheiratete er in seiner Tätigkeit als Pfarrer unter anderem Cindy Lauper, Demi Moore und Bruce Willis und Bruce Springsteen und hielt Ike Turner´s Beerdigung ab. Manche mögen dies als eine Art sehen, die Welt der Stars mit der Religion zu verbinden, ich persönlich denke es ist ein klassischer Fall von sich nicht entscheiden können. Schade, nicht nur für die Musikwelt, wenn man nicht zu dem stehen kann, was man ist und glaubt sich stattdessen künstlichen Moralvorstellungen hingeben zu müssen. Und wenig glaubwürdig außerdem, wenn man seine Meinung nach den Verkaufszahlen richtet.
(C) 2011 by Sandra Andres

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen