Mittwoch, 24. August 2011

24. August 1975 - Die Rhapsodie des Mysteriums

Heute vor 36 Jahren, am 24. August 1975 begaben sich Queen zum ersten Mal in ein Studio in Wales, um mit den Aufnahmen für „Bohemian Rhapsody“ zu beginnen, die 3 Wochen dauern sollten mit Tagen an denen 12 Stunden lang gesungen wurde.
Das Ergebnis war eines der epischsten und avantgardistischsten Musikstücke aller Zeiten. Ein Werk, das aus mindestens 120 zusammengelegten Stimmspuren und 4 Hauptteilen bestand. Sänger Freddie Mercury hatte die einzelnen Harmonien und Teile auf Post-its und Telefonbuchseiten niedergeschrieben.
Der erste Teil war die a-capella-Einleitung, die uns etwas über die Stimmung der Hauptperson erzählt. Der zweite Teil der Klavierteil, der uns klar macht, warum sich die Hauptperson so fühlt und was er getan hat. Der dritte Teil ist der opernhaft gesungene mehrstimmige Chor, indem die Hauptperson scheinbar entfliehen will. Daraufhin folgt der fast aggressive Rockteil, die Verfolgungsjagd des Liedes. Geschlossen wird das Lied mit einem Reprise des zweiten Teiles, indem die Hauptperson schließlich aufgibt.
Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Das Werk verwirrt mit jeder Menge ungewöhnlicher Wörter wie Bismillah, Beelzebub oder Galileo. Bismillah ist ein Wort aus dem Koran, das soviel wie „im Namen Allahs“ bedeutet – Mercury wurde in Sansibar, Ostafrika unter dem Namen „Farrakh Bulsara“ geboren. Er verwendet Bismillah in dem Flehen, ihn freizulassen. Beelzebub ist ein geläufiges Wort für den Teufel und leitet den aggressiven Rockteil ein. Galileo war ein berühmter Wissenschaftler im 16. Jahrhundert und war angeblich im Lied, weil Gitarrist Brian May Astrophysik studiert hatte.
Die genaue Bedeutung des Liedes ist bis heute unbekannt. Man kann es einfach als die Geschichte akzeptieren, die es ist. Manche Leute sehen es als Metapher zu Mercury´s Widerspruch zwischen seinem religiösen Hintergrund und seiner Homosexualität. Man kann auch Parallelen zu Camus´ Buch „The Stranger“ erkennen. Mercury selbst bezeichnete das Lied als „wahllosen reimenden Unsinn“. Brian May meinte, es sei das beste, den Sinn mit einem Fragezeichen in der Luft hängen zu lassen.
Außerdem ist der Titel des Liedes interessant. Mit Bohemian ist eigentlich die künstlerische und intellektuelle Szene des 19. und 20. Jahrhunderts gemeint, eine Rhapsodie ist ein klassisches Musikstück, das seinen Ursprung in von Wandersängern vorgetragenen Gedichten hat und eine Aneinanderreihung verschiedener musikalischer Motive ist. Letzteres passiert ja auch in Queen´s Stück. Bohemia – Böhmen – ist aber auch ein Randgebiet nahe Ungarn und es gibt die berühmte „Hungarian Rhapsody“, also auch daher ein Wortspiel in Anlehnung auf das Unkonventionelle.
Mit 5.55 Minuten war das Lied eigentlich zu lange für den damaligen Radiogeschmack, und die Plattenfirma schlug vor, es zu kürzen, aber die Band war sich einig darin, dass es keinen Sinn machte und außerdem die verschiedenen Stimmungen des Liedes zerstören würde.
Und so erschien Bohemian Rhapsody in voller Länge auf dem Album „A Night at the Opera“, dem bis dahin teuersten Album und wurde für Queen der 1. US Top-Ten-Hit und war im Vereinigten Königreich 9 Wochen lang auf Platz 1, ein damaliger Rekord. Es war jedoch zu komplex, um es bei „Top of the Pops“ live zu präsentieren, weshalb ein aufwendiges Video gedreht wurde, das die Mehrstimmigkeit verdeutlicht. Dies war übrigens das erste Musikvideo das wirklich auf Video und nicht mit Film gedreht wurde.
Es rief eine zweite Begeisterungswelle hervor, als es in dem Film „Wayne´s World“ in einer Szene hervorgehoben wurde, in der die Hauptdarsteller begeistert dazu headbangen. Es wurde in den USA noch einmal herausgebracht und landete diesmal auf Platz 2. 1992 wurde es von Elton John zusammen mit Axl Rose im „Concert for Life“ in Gedenken an Mercury gesungen. 2002 wurde es im Guinnessbuch der Rekorde als Großbritanniens absoluter Favorit eingetragen.
Außerdem wurde ein Getränk nach dem Lied benannt, die spanische Gruppe Molotov verwendete den Chorus für ihren Rap-Song „Rap, Soda and Bohemias“ und sogar die Muppets sangen es.
1975 erschienen, inmitten von Hippies und den Anfängen von Hard Rock und Punk, stellte Bohemian Rhapsody nicht nur eine Ausnahmeerscheinung in der Musikwelt dar, sondern sollte seinen Wind auch in viele weitere Werke der Rockmusik tragen, die klassische Musik einfließen ließen und Stilrichtungen kombinierten. Magnifico!
(C) 2011 by Sandra Andres

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