Heute vor 41 Jahren, am 23. August 1970, gaben The Velvet Underground ihr letztes Konzert gemeinsam mit Frontman Lou Reed, im „Max´s Kansas City“ Club.
Die Band formierte sich nur 6 Jahre zuvor in New York City und brachte insgesamt nur vier Alben hervor und trotzdem sind sie bis heute eine Legende.
Den Namen hatten The Velvet Underground von einem Buch über eine geheime sexuelle Subkultur der frühen Sechzigerjahre übernommen. Bis 1966 tourten sie durch verschiedene Bars, gaben Konzerte an High Schools für nur 75 Dollar und nahmen diverse Demobänder auf. Doch dann wurden sie von dem einflussreichen Pop-Art-Künstler Andy Warhol entdeckt, der sie prompt zur Untermalung seiner Shows engagierte und zur Hausband in seinem Studio „Factory“ machte. Außerdem gab er ihnen relativ viel kreative Freiheit. The Velvet Underground mutierten dadurch schnell zum artistischen Gesamtprojekt, nicht nur durch ihre experimentelle Musik, sondern auch mit ihren teilweise improvisierten Live-Auftritten und Lichtshows. Warhol designte außerdem das Cover ihres Debutalbums – die berühmte gelbe Banane – und stellte ihnen eine Sängerin zur Seite – die bis dahin hauptsächlich als Model und Schauspielerin arbeitende Deutsche Nico. Das Album kam 1967 heraus und schaffte es nur knapp in die Billboard-Top-200. Es enthielt heutige Klassiker wie „Venus in Furs“, das auf dem berühmten Masochismus-Buch des Grafen von Sacher-Masoch basierte, „Heroin“ und „All Tomorrow´s Parties“. Das Spezielle an ihrem Sound war, dass die Lieder wenig harmonisch waren, stattdessen fast improvisiert klangen, viele elektronische Behelfe eingebaut wurden, Drummerin Maureen Tucker fast ausschließlich auf den Tom Tom´s und der Bass Drum spielte, Sängerin Nico eigentlich nicht großartig singen konnte und das Ganze nur schwer in eine musikalische Schublade einzuordnen war, schon gar nicht in den Beat- und Hippie-geprägten Endsechzigern. Und trotzdem, oder vielleicht genau deshalb sollten sie zu einer der einflussreichsten Rockbands aller Zeiten werden, deren Lieder später von REM, David Bowie und Nirvana gecovert wurden.
Das dritte Album von Velvet Underground weist bereits in die Richtung von Lou Reed´s Solokarriere, der noch vor Beendigung des vierten und letzten Albums die Band verließ.
Nach ihm spielte die Gruppe kurzzeitig mit dem neuen Frontman Doug Yule, später machte Yule unter dem gleichen Namen praktisch als Solo-Projekt weiter, mit Unterstützung vom Deep Purple Drummer und einigen Session-Musikern.
Nico, Reed und Multi-Talent John Cale begannen nach dem Ende der Band alle eine Solokarriere. Reed wurde dabei wohl am Bekanntesten. Nico starb 1988 an einer Hirnblutung nach einem Fahrradunfall auf Ibiza.
1990 vereinten sie sich zu einem In-memoria-Konzert für den verstorbenen Andy Warhol und wenige Jahre später spielten sie einzelne Gigs auf U2´s Zoo-TV-Tour.
Was ist es also, das The Velvet Underground trotz ihrer nur so kurzen Lebensdauer so unvergesslich machte? Ihre Songtexte waren nicht nur voller Poesie, sondern auch außergewöhnlich direkt und behandelten Themen, die kaum jemand zuvor so offen dargelegt hatte. So meint „Heroin“ zB: „Be the death of me, it´s my wife and it´s my life“, oder „Velvet in Furs“: „Strike dear mistress and cure his heart“.
Brian Eno, unter anderem für seine Zusammenarbeit mit U2 bekannt, drückte es sehr treffend aus, indem er meinte, „ihr Debutalbum verkaufte sich wohl nur etwa 10.000 Mal, aber jeder, der es hatte, startete daraufhin seine eigene Band“. Das macht nur allzu deutlich klar, welch gigantischen Einfluss The Velvet Underground hatten, und nicht nur dadurch, dass sie mit ihrem experimentellem Stil die Grundsteine für Punk und Alternative Rock legten. Bemerkenswert ist vor allem, dass die Bands, die sie beeinflussten, selbst zu einiger der einflussreichsten und signifikantesten Bands wurden, wie David Bowie, Nirvana, The Strokes, Patti Smith oder Sonic Youth.
Also, Ihr Künstler da draußen, die noch auf eine Inspiration warten: tretet in die Spuren von Vaclav Havel und Radiohead und folgt der gelben Banane!
(c) 2011 by Sandra Andrés
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