Heute vor 42 Jahren war das Woodstock-Festival, das zwischen dem 15. und 17. August statt fand, gerade voll im Gange. Was von Michael Lang eigentlich zu dem Zweck geplant war, sein Musikstudio zu finanzieren und als einfaches Musikfestival auf einer Farm in Bethel, NY – ca. 70 km. von Woodstock entfernt – seinen Ursprung hatte, wurde zu einem der größten und legendärsten Rockfestivals aller Zeiten und bedeutete den Höhepunkt der damaligen Hippie-Bewegung.
Die „Woodstock Art and Music Fair“ sollte ursprünglich in Wallkill stattfinden, was aber nach Protesten nicht durchgeführt werden konnte und so wanderte es in das 4000-Seelen-Dorf Bethel. Seinen Namen verdankt es wohl dem nahegelegenen Woodstock, das bekannter war, weil dort mehrere Popgrößen wohnten, wie zB Bob Dylan.
32 Performer traten während des Festivals auf, das eigentlich 3 Tage dauern sollte, schließlich aber erst am Morgen des 18. Augusts vorbei war.
Das war eine Folge von vielen Dingen, die nicht nach Plan liefen. Überhaupt erwartete man nur ca. 60.000 Zuschauer, es kamen aber über eine Million. Was zur Folge hatte, dass es einen unendlichen Verkehrsstau zum Festival gab und nur 400.000 Leute wirklich dort ankamen. Der Rest steckte tagelang im Anreiseverkehr fest oder wurde nach Hause geschickt. Durch das Verkehrschaos kamen auch viele Künstler nicht rechtzeitig an oder konnten überhaupt nicht das vorgesehene Transportmittel benutzen und mussten mit dem Hubschrauber eingeflogen werden. Dadurch mussten wiederum zahlreiche Änderungen am Line-up gemacht werden, viele Bands mussten vorzeitig auftreten, andere viel zu spät, so mancher anwesender Künstler wurde last minute engagiert.
Hinzu kam, dass das Wetter stark zwischen Hitze, schweren Regenfällen und sogar Sturm und Gewitter schwankte, was weder der Technik noch der Organisation dienlich war.
Eine Eintrittskarte für 3 Tage kostete eigentlich 18 $, doch die Kassenhäuschen wurden zu spät aufgebaut und der unerwartete Andrang überraschte die Organisatoren zu sehr. Schließlich wurden die Absperrungen niedergetrampelt und das Festival galt offiziell als „gratis“, was es erstmal zu einem finanziellen Desaster machte und weder die auftretenden Bands und noch viel weniger ein Studio finanzierte. Außerdem hatten die Veranstalter nach dem Festival diverse Klagen am Hals, konnten einen Bankrott aber durch die erfolgreiche Vermarktung eines Films und eines Albums abwenden.
Das Line-up inkludierte die schwangere Joan Baez, Grateful Dead, CCR, Janis Joplin, Joe Cocker, Jefferson Airplane, The Who, Jimi Hendrix und die damals praktisch unbekannte Santana Blues Band.
Durch die vielen Verzögerungen spielten die meisten eigentlich als Headliner gedachten Bands erst in den frühen Morgenstunden, wie zB CCR, die um 3h in der Früh endlich ihren Auftritt hatten, als die meisten bereits am Festivalgelände eingeschlafen waren. CCR-Leader John Fogerty erinnert sich daran, in den hintersten Reihen einen Mann seinen Namen rufen gehört zu haben und meinte, er habe das Konzert praktisch für diesen Typen gespielt.
The Who wurden von einem Aktivisten unterbrochen, der für den kurz zuvor inhaftierten Schriftsteller John Sinclair sprechen wollte und daraufhin von Sänger Pete Townshend mit der Gitarre von der Bühne gejagt wurde.
Crosby, Stills and Nash wären bei ihrem Helikopter-Transport beinahe ums Leben gekommen, als der nur knapp neben einer Starkstromleitung zur holprigen Notlandung ansetzte. Außerdem war es erst deren 2. Konzert zusammen und lt. Stills bekamen sie eine „Scheißangst“ als sie das unerwartete Megapublikum sahen.
Hendrix spielte als letzter am Festival, unter anderem seine berühmte Version der amerikanischen Bundeshymne, die er mit der E-Gitarre so verzerrte, dass man die Raketen und Leiden des Krieges heraushören könne.
Das Festival war geprägt von exzessivem Drogenkonsum, vor allem LSD und Meskalin, lief aber generell außergewöhnlich friedlich ab, im Gegensatz zu vielen anderen vorhergegangenen Rock-Veranstaltungen. Drogen waren übrigens nicht nur unter den Besuchern ein Renner, auch viele der Künstler waren so zu, dass sie ihren Text vergaßen und Carlos Santana meinte später, er habe seine Gitarre als Schlange gesehen. Diejenigen, die wegen Überdosis oder Hitzeschlag behandelt werden mussten, wurden u.a. von den Bewohnern der Farm versorgt. Das kleine Dorf schlug aber auch Profit aus dem organisatorischen Desaster: so verkauften sie zB. ihre eigenen Agrarprodukte sehr teuer an die Besucher, da die Verpflegung wegen der extremen Staus tw. ausblieb.
Einige Stars hatten dem Festival abgesagt, so zB die Doors, weil sie dachten, es handle sich um eine billige Kopie zweiter Klasse, Tommy James and the Shondells, weil jemand ihnen das Festival als ein Konzert anbot, das ein Schweinefarmer machen wollte, oder The Moody Blues, weil sie bereits eine andere Verpflichtung in Paris hatten.
Viele der großen Headliner sind auch überhaupt nicht auf der Originalfassung des Films zu sehen, weil man ihnen nicht genug bezahlt hatte, weil sie ihren Auftritt für zu schlecht hielten oder weil man sich mit den Organisatoren zerstritt.
Was das Festival bis heute zu etwas so Außergewöhnlichem macht sind nicht nur die bekannten Headliner und die Tatsache, dass einige von ihnen nur kurze Zeit später tot waren, sondern auch der gigantische Ansturm der Besucher, das Einigkeitsgefühl, die Friedlichkeit und das Statement das damit gegen den laufenden Vietnamkrieg gesetzt wurde. Außerdem wurden viele songs durch das Festival über Nacht zu Hits, wie zB. „Lay down“ von Melanie Safka und „Goin up the country“ von Canned Heat. Auch Santana wurden nach ihrem 45minütigem Auftritt zu Weltstars.
Insgesamt gab es trotz allem angeblich 3 Tote und auch 2 Geburten, aber so wirklich weiß man das nicht, was nur ein weiterer Beweis dafür ist, wie chaotisch alles ablief.
Ein befragter Polizeichef meinte über das Festival, dass man auf diese Kids stolz sein könne und dass sie gute amerikanische Bürger seien. Zitat Ende. Gute amerikanische Bürger auf Drogen.
(C) 2011 by Sandra Andres
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